150.000 Teilnehmer kamen in Tor Vergata, einem Vorort Roms zur Feier des 50-jährigen Jubiläums des Neokatechumenalen Weges am 5. Mai 2018 mit Papst Franziskus zusammen.
Aus der Ansprache von Papst Franziskus an die Mitglieder des Neokatechumenalen Weges am 5. Mai 2018:
„Liebe Brüder und Schwestern! Guten Morgen!
Ich freue mich heute hier zu sein und gemeinsam mit euch Danke zu sagen. Dank an Gott und Dank an euch, vor allemal an jene, die eine lange Reise zurückgelegt haben, um heute hier zu sein. Danke für das Ja, dass ihr gesagt habt. Danke dafür, dass ihr den Ruf des Herrn, das Evangeliums zu leben und zu verbreiten gehört habt, und dank auch an alle, die vor fünfzig Jahre den Neokatechumenalen Weg begonnen habt. (…)
„Liebe Brüder und Schwestern! Euer Charisma ist ein großes Geschenk Gottes für die Kirche unserer Zeit.“
„Geht!“ Mission bedeutet, hinausgehen. Aber im Leben ist die Versuchung groß, einfach zu Hause zu bleiben, keine Risiken einzugehen, sich mit dem zufrieden zu geben, was man an Situationen um sich herum hat. Es ist einfacher, zu Hause zu bleiben, von denen Umgeben, die wir lieben, aber das ist nicht der Weg Jesu. Er sagt: „Geht!“ Keine halben Sachen,nichts Reduziertes, keine Reisespesen, die uns zurückerstattet werden, sondern Er sagt allen Jüngern, allen seinen Jüngern: „Geht! Geht hinaus!“ „Geht hinaus!“, das ist ein starker Ruf, der in jedem Teil des christlichen Lebens ertönt. Eine klare Einladung, immer hinausgehende zu sein, Pilger in der Welt auf der Suche nach unseren Brüdern und Schwestern, die die Freude der Liebe Gottes noch nicht kennen. (…)
„Ihr habt in eurer DNA diese Berufung, das Evangelium im Familienleben nach dem Beispiel der Heiligen Familie zu verkünden: in Demut, Einfachheit und Lob. Tragt diese familiäre Atmosphäre an so viele Orte in der Welt, die wirr und dürr und ohne Liebe sind.“
„Geht!“ Das ist das Wort der Mission. Es sagtauch uns noch etwas anderes. Es steht nämlich im Plural. Der Herr sagt nicht: „Geh du und dann du!“, sondern er sagt: „Geht! Geht zusammen!“. Ein wirklicher Missionar ist jemand, der nicht alleine losgeht, sondern mit anderen zusammen. Zusammengehen ist eine Kunst, die man immer lernen muss. Dazu muss man aufmerksam sein, zum Beispiel anderen nicht den Schritt vorzugeben. Es geht eher darum, zu begleiten und auch mal zu warten. Weil man sich daran erinnert, dass der Weg der anderen nicht mit dem meinem identisch ist. Niemand hat im Leben genau denselben Schritt, wie ein anderer, und so ist es auch im Glauben und in der Mission. Man geht zusammen vorwärts, ohne sich zu isolieren, ohne vorauszulaufen, ohne den eigenen Gang anderen aufzudrängen. Gemeinsam, als Kirche, als Hirten, mit allen Brüdern und Schwestern zusammen. Auch ohne sich darüber zu beschweren, dass irgendjemand langsamer ist und vielleicht zurückbleibt. Wir sind Pilger, die gemeinsam mit Brüdern und Schwestern andere begleiten und das ist schön, das persönlich zu tun mit Sorgfalt und Respekt für den Weg eines jeden einzelnen und ohne das Wachstum des einzelnen irgendwie zu konditionieren, denn die Antwort an Gott, die wir geben wollen, kann nur in wirklicher Freiheit und Ehrlichkeit geschehen.
„Ich begleite euch dabei und ermutige euch: Geht voran!“
„Macht alle Völker zu meinen Jüngern!“. Wenn Jesus sagt „alle“, dann scheint er unterstreichen zu wollen, dass in seinen Herzen Platz ist für jedes Volk. Keiner ist ausgeschlossen, wie sich das auch bei den Kindern eines Vaters und einer Mutter verhält. Auch wenn sie viele sind – Groß und Klein –, jeder wird von ganzem Herzen geliebt, denn die Liebe wird nicht kleiner, wenn man sie verschenkt, sondern sie wächst und sie ist immer voller Hoffnung. Wie Eltern, die nicht als erstes alle Mängel bei ihren Kindern sehen, sondern die Kinder in einem Licht sehen, dass auch ihre Probleme und ihre Schwierigkeiten übersteigt, so halten es auch die Missionare mit den Völkern, die Gott liebt. Sie achten nicht als erstes auf die negativen Aspekte oder auf was man ändern müsste, sondern sie sehen mit dem Herzen, mit einem Blick, der wertschätzt, der respektiert, mit einem Vertrauen, das auch Geduld hat. Geht so in die Mission und glaubt dabei gleichzeitig zuhause zu sein, denn der Herr ist überall zuhause bei jedem Volk und sein Geist hat überall schon sein Wort ausgesät, selbst da, wo ihr noch nicht hingekommen seid. Und wenn ihr an unseren Vater denkt, der so sehr die Welt geliebt hat, dann seid verliebt in die Menschheit, Mitarbeiter der Freude aller. Liebt die Kulturen und Traditionen der Völker ohne vorgefertigte Modelle aufzuoktroyieren zu wollen. Geht nicht von Theorien und Schemata aus, sondern von konkreten Situationen. So will der Geist Gottes die Verkündigung in die verschiedenen Zeiten hineintragen und so wird die Kirche nach seinem Abbild wachsen und geeint in der Verschiedenheit der Völker, der Gaben und der Charismen.
Liebe Brüder und Schwestern! Euer Charisma ist ein großes Geschenk Gottes für die Kirche unserer Zeit. Danken wir dem Herrn für diese fünfzig Jahre. Ein Applaus für die fünfzig Jahre! Und wenn wir auf seine liebende Treue schauen, dann verlieren wir nie das Vertrauen. Er wird uns beschützen, Er wird uns gleichzeitig dazu drängen, hinauszugehen als seine geliebten Jünger zu allen Völkern mit demütiger Einfachheit. Ich begleite euch dabei und ermutige euch: Geht voran! Und bitte vergesst nicht für mich zu beten, denn ich bleibe ja hier.“
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