Mit einem feierlichen Pontifikalamt in der neugestalteten Sankt Hedwigs-Kathedrale in Berlin haben 450 Mitglieder des Neokatechumenalen Weges aus Berliner Pfarreien ihr 50-jähriges Bestehen in der Hauptstadt gefeiert. Am 20. September zelebrierte der Berliner Erzbischof Dr. Heiner Koch die Festmesse begleitet von 25 Priestern und 10 Seminaristen des Priesterseminars Redemptoris Mater in Berlin.
Bruna Spandri aus dem Verantwortlichenteam des Neokatechumenalen Weges für Deutschland begrüßte zudem die Domkapitulare Prälat Dr. Stefan Dybowski, Msgr. Ulrich Bonin und Regens Matthias Goy, den Bereichsleiter Pastoral–Sendung Christian Schärtl, die Vorsitzende des Diözesanrats Dr. Karlies Abmeier und P. Marc-Stephan Giese SJ, der im Seminar Redemptoris als Beichtvater tätig ist, unter den Mitfeiernden. Mehrere Familien in Mission, Don Luigi Scappini und der ehemalige Regens Silvano Latini, die am Aufbau der Berliner Gemeinschaften mitgewirkt haben, waren ebenfalls unter den Festgästen.
Ausgehend vom Thema des Heiligen Jahres betonte Erzbischof Koch in seiner Homilie die zentrale Bedeutung der Hoffnung, die das Christentum einer Gesellschaft angesichts der Frage nach Zukunft geben könne. Als solche Hoffnungsträger seien die Neokatechumenalen Gemeinschaften eine „politische Größe“ in Berlin.
Der Erzbischof erzählte, wie ihn ein bekennender Atheist bat, zur Beerdigung seiner Frau zu kommen, weil in der Trauergesellschaft sonst niemand sei, der Hoffnung vermitteln könne. Auch in den Gemeinschaften sei solche Hoffnung spürbar. „Ich bitte sie alle um eine Hoffnung, die die Gegenwart trägt! Sind wir mit der Freude und Hoffnung unterwegs in Verantwortung mit und vor Gott?“ fragte Koch. Der Erzbischof zitierte einen Rabbiner, der ihm gesagt habe, dass am Ende der Zeiten der Messias die Menschen als Erstes fragen werde, ob sie ihn erwartet hätten. „Stellen wir uns immer diese Frage: Habe ich den Messias erwartet und auf ihn gehofft?“ Die Antwort auf diese Frage, die wir mit unserem Leben geben würden, verändere alles, so der Erzbischof. „Ich wünsche mir, dass sie eine hoffnungsvolle Gemeinschaft sind und werden und diese Hoffnung teilen!“
An die zahlreichen Kinder wandte sich der Erzbischof am Ende in einem herzlichen Dialog: „Auf uns wartet eine wunderbare Zukunft!“, so Koch. „Gott geht mit uns und schützt uns und lässt uns nicht allein!“
Den Schlusssegen wollte Koch als Dank an Gott verstanden wissen: „Durch den Segen wollen wir nun Gott danken für die Neokatechumenalen Gemeinschaften von Berlin und die vielen guten Priester!“
Die Anfänge des Weges in Deutschland
Der Ursprung des Neokatechumenalen Weges in Deutschland reicht zurück in die 60-er Jahre. Damals kamen der italienische Jurist Dr. Antonio (Toni) Spandri und seine Frau Bruna, die den Neokatechumenalen Weg wenige Jahre zuvor in ihrer Heimat Venedig kennengelernt hatten, nach Deutschland, um bei dem damaligen Theologieprofessor Joseph Ratzinger – dem späteren Papst Benedikt XVI. – in Tübingen zu studieren. Ratzinger zeigte sich beeindruckt von ihrer Erfahrung und erkannte im Neokatechumenalen Weg eine Antwort auf eine grundlegende pastorale Notwendigkeit: die existenzielle Wiederentdeckung der eigenen Taufe. Über die Begegnung mit dem Ehepaar Spandri schrieb Ratzinger später: „Diese jungen Menschen hatten entdeckt, dass nach der Taufe ein neues Katechumenat nötig sei, eine neue persönliche und gemeinschaftliche Vertiefung der Taufe auf einem gemeinsamen Weg.“
Dank seiner persönlichen Vermittlung wurden 1974 in München Katechesen gehalten, aus denen 1975 die ersten Neokatechumenalen Gemeinschaften in Deutschland hervorgingen.
Berlin
Im gleichen Jahr folgten Katechesen im geteilten Berlin: im Frühjahr 1975 entstand die erste Gemeinschaft im Westteil, im darauffolgenden Winter die erste Gemeinschaft im Ostteil des durch die Berliner Mauer geteilten Bistums Berlins. 1993 wurde das internationale, missionarische Diözesanseminar „Redemptoris Mater“ eröffnet, aus dem bislang 44 Priester hervorgegangen sind. Heute gibt es 15 Gemeinschaften in fünf Berliner Pfarreien, denen etwa 400 Personen angehören. Diese Gemeinschaften, in denen Menschen aus unterschiedlichen Kulturen und Biographien gemeinsam einen Glaubensweg gehen, werden zunehmend als pastorale Antwort auf eine multikulturelle Vielfalt in der Hauptstadt wahrgenommen.
Kirchliche Anerkennung und weltweites Zeugnis
Bereits 1974 erkannte Papst Paul VI. im Weg eine Frucht des Zweiten Vatikanischen Konzils.1990 erfolgte durch Papst Johannes Paul II. die erste offizielle Anerkennung, 2008 wurde der Weg als „Itinerarium katholischer Formung“ unter Papst Benedikt XVI. durch Statuten endgültig kirchenrechtlich approbiert.
Papst Franziskus würdigte das Charisma des Weges anlässlich des 50-jährigen Bestehens auf weltkirchlicher Ebene im Mai 2018 in Rom mit den Worten: „Euer Charisma ist ein großes Geschenk Gottes für die Kirche unserer Zeit. Ich danke dem Herrn für die Freude Eures Glaubens und für die Leidenschaft Eures Zeugnisses!“
In Deutschland existieren heute rund 100 Gemeinschaften in 17 Diözesen. Um die 3.000 Personen – darunter zahlreiche Familien, Jugendliche und Singles – gehen diesen Weg des Glaubens, der geprägt ist von Wort-Gottes-Feiern, Eucharistie, Gemeinschaftstagen und einer starken missionarischen Ausrichtung.
Fotos © Neokatechumenaler Weg / Yoshi Ikuta









