Mit einem feierlichen Pontifikalgottesdienst im Dom zu Unserer Lieben Frau in München hat der Neokatechumenale Weg am 1. Juni 2025 sein 50-jähriges Bestehen in Deutschland gefeiert. Der Münchner Erzbischof Reinhard Kardinal Marx zelebrierte die Festmesse in Anwesenheit von über 1.000 Mitgliedern der Neokatechumenalen Gemeinschaften, begleitet von mehr als 40 Priestern und über 20 Seminaristen der Priesterseminare Redemptoris Mater in Berlin und Köln.
In seiner Predigt zitierte Kardinal Marx den Wahlspruch von Papst Leo XIV. „In ihm (Christus) sind wir vielen eins.“ und betonte die große Bedeutung der Einheit in der Kirche, um für die Menschen einladend zu sein. „Nur eine Kirche, die eins ist, die Christus darstellt, den Leib Christi in die Welt trägt, kann auch Sakrament der Einheit aller Menschen sein.“ Dafür sei es wichtig, so der Kardinal „die Taufe wiederzuentdecken. Die Taufe zu verlebendigen“, in der die Vielen eins in Christus würden. Die Notwendigkeit der Wiederentdeckung der Taufe sei ein wichtiger Anstoß des Neokatechumenalen Weges gewesen. „Die Getauften sind da – wissen sie, was Getauftsein bedeutet? Kann es Christsein geben, ohne in seinem Leben irgendwann einmal mit ganzem Herzen, mit ganzem Verstand Ja zu sagen, zu diesem Leben im dreifaltigen Gott?“, fragte Marx. Nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil hätten viele das Gefühl gehabt: „Wir brauchen einen neuen Schritt, um die Taufe nicht nur als ein Ereignis am Anfang oder an einem bestimmten Tag des Lebens zu sehen, sondern den ganzen Raum der Taufe und was das bedeutet, neu zu beschreiten – ein neues Katechumenat.“ Dies bleibe für die ganze Kirche wichtig. „Deshalb ist das Zeugnis, das von Euch kommt, auch ein Zeugnis für die ganze Kirche“, so der Kardinal. Die Wiederentdeckung der Gnade der Taufe führe in die Dankbarkeit: „Danke, dass wir den Namen Jesu Christi tragen dürfen! Danke, dass wir getauft sind! Danke für Euer Zeugnis!“, schloss der Kardinal.
Die Anfänge des Weges in Deutschland
Der Ursprung des Neokatechumenalen Weges in Deutschland reicht zurück in die 60-er Jahre. Damals kamen der italienische Jurist Antonio (Toni) Spandri und seine Frau Bruna, die den Neokatechumenalen Weg wenige Jahre zuvor in ihrer Heimat Venedig kennengelernt hatten, nach Deutschland, um bei dem damaligen Theologieprofessor Joseph Ratzinger – dem späteren Papst Benedikt XVI. – in Tübingen zu studieren. Ratzinger zeigte sich beeindruckt von ihrer Erfahrung und erkannte im Neokatechumenalen Weg eine Antwort auf eine grundlegende pastorale Notwendigkeit: die existenzielle Wiederentdeckung der eigenen Taufe. Über die Begegnung mit dem Ehepaar Spandri schrieb Ratzinger später: „Diese jungen Menschen hatten entdeckt, dass nach der Taufe ein neues Katechumenat nötig sei, eine neue persönliche und gemeinschaftliche Vertiefung der Taufe auf einem gemeinsamen Weg.“
Dank seiner persönlichen Vermittlung wurden 1974 in München die ersten Katechesen gehalten, aus denen 1975 die ersten Neokatechumenalen Gemeinschaften in Deutschland hervorgingen.
Wachstum und missionarische Fruchtbarkeit
Bereits 1975 folgten Katechesen im geteilten Berlin. In den folgenden Jahrzehnten breitete sich der Weg in viele deutsche Städte aus: Nürnberg (1977), Hamburg (1980), Köln (ab 1985). 1993 wurde in Berlin das erste internationale, missionarische Priesterseminar „Redemptoris Mater“ eröffnet, gefolgt von Köln im Jahr 2000. Über 70 Priester wurden bislang in diesen Seminaren ausgebildet und geweiht.
Heute existieren in Deutschland rund 100 Gemeinschaften in 17 Diözesen. Um die 3.000 Personen – darunter zahlreiche Familien, Jugendliche und Berufstätige – gehen diesen Weg des Glaubens, der geprägt ist von Wort-Gottes-Feiern, Eucharistie, Gemeinschaftstagen und einer starken missionarischen Ausrichtung.
Kirchliche Anerkennung und weltweites Zeugnis
Bereits 1974 erkannte Papst Paul VI. im Weg eine Frucht des Zweiten Vatikanischen Konzils.1990 erfolgte durch Papst Johannes Paul II. die erste offizielle Anerkennung, 2008 wurde der Weg als „Itinerarium katholischer Formung“ durch Papst Benedikt XVI. durch Statuten endgültig kirchenrechtlich approbiert.
Papst Franziskus würdigte das Charisma des Weges anlässlich des 50-jährigen Bestehens auf weltkirchlicher Ebene im Mai 2018 in Rom mit den Worten: „Euer Charisma ist ein großes Geschenk Gottes für die Kirche unserer Zeit. Ich danke dem Herrn für die Freude Eures Glaubens und für die Leidenschaft Eures Zeugnisses!“
Fotos © Neokatechumenaler Weg / Andreas Stempel